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Der junge Wilde: Marvin Siebdrath

Marvin Siebdrath bei der Team Präsentation von IntactGP 2017 in Memmingen.
Marvin Siebdrath bei der Team Präsentation von IntactGP 2017 in Memmingen. (© Motosports24, Markus Kahl)

Er ist der Benjamin des ADAC Northern Europe Cup 2017. Mit 13 Jahren ist er nicht nur der jüngste Fahrer im Feld, sondern auch der jüngste Neuling des Jahres in der Serie. Marvin Siebdrath heißt der junge Mann aus Wildenfels. Nur wenige Kilometer vom Sachsenring lebt er, hat somit den Motorrad Rennsport von klein auf regelrecht aufgesogen.

 

Marvin hat seine ersten Schritte kaum gemacht, da nimmt ihn Papa Sören schon mit an die Rennstrecken am Sachsenring und nach Brünn. Mit fünf Jahren probiert er sich das erste Mal selbst aus. Bei einem Schnupperkurs am Sachsenring dreht er seine ersten Runden auf dem Poket Bike. Fortan liegt er seinen Eltern in den Ohren. „Papa, Mama, so ein Bike will ich unbedingt auch zu Weihnachten haben“. Sein Wunsch wird erfüllt und ab sofort gibt es (fast) kein Halten mehr.

 

Von vielen MotoGP Stars weiß man, dass sie schon in ganz jungen Jahren mit ihrem Talent aufgefallen sind. Ihnen fiel – scheinbar – alles in den Schoß. Der Weg war somit vorgezeichnet. Das war bei Marvin jedoch nicht unbedingt der Fall. „Manchmal bin ich schon ein bisschen verzweifelt“, erzählt Papa Sören. „Gerade ganz am Beginn habe ich mich oft gefragt, ob das wirklich der richtige Sport für Marvin ist“. Der Vater fragt, ob nicht Fußball die bessere Alternative für ihn wäre. Doch Marvin will davon nichts wissen. Sagt immer wieder „ich schaffe das und ich will das unbedingt“.

Marvin Siebdrath im ADAC Mini Bike Cup
So ging alles los. Klein Marvin startet auf einem Mini Bike seine Karriere. (© Privat)

Gesagt getan. Die Leistungen werden tatsächlich immer besser. 2010 seine erste volle Saison in der Pocketbike Serie Sachsen. Mit einem sechsten Rang beendet er dieses Jahr. Von Jahr zu Jahr steigert er sich. 2013 dann der erste Titel. Er wird deutscher Meister im ADAC Pocketbike Cup. Danach geht es im ADAC Sachsen Leistungszentrum zunächst im Minibike Cup bei den Einsteigern später in der Nachwuchsklasse weiter, bevor er 2016 den Moriwaki Cup bestreitet. In diesem Jahr gibt es den ersten großen Rückschlag. Beim Rennen in Most fliegt Marvin per Highsider vom Motorrad. Handgelenk und mehrere Mittelfußknochen sind gebrochen. Für zwei Rennen fällt er aus, wird zum Enden der Saison trotzdem noch respektabler neunter.

 

2017 soll es dort weitergehen, doch der Moriwaki Cup muss aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt werden. Jetzt steht die Familie vor der großen Frage: Was tun? Junior Cup? Doch nach Spanien in eine Nachwuchsserie wechseln? Die Lösung des Problems flattert im November 2016 in den Briefkasten der Siebdraths. Der ADAC Northern Europe Cup hat das Einstiegsalter gesenkt, außerdem will die „Racing Academy Sachsenring“ mit Teamchef Dirk Reissmann ein neues Team in Zusammenarbeit mit IntactGP ins Leben rufen. Einer der Piloten soll Marvin werden.

 

„Für uns war es eine große Erleichterung“, erzählt Sören Siebdrath. „Es ist ja nun einmal so, dass man sich in jungen Jahren immer weiter entwickeln will und muss damit es vorwärtsgeht. Der Weg in den Junior-Cup wäre natürlich auch möglich gewesen. Aber die Lösung mit dem NEC ist natürlich besser, denn hier kann sich Marvin mit älteren und stärkeren Fahrern messen. Und die Umstellung ist bedeutend einfacher, da die Maschine dem Vorjahresbike aus dem Moriwaki Cup fahrwerkstechnisch sehr ähnlich ist“.

Marvin Siebdrath im ADAC Northern Europe Cup
2017 der nächste große Schritt. Marvin Siebdrath startet... (© IntactGP)
Marvin Siebdrath im ADAC Northern Europe Cup
...im ADAC Northern Europe Cup. (© IntactGP)

 2017 wird ein Jahr des Lernens und gleichzeitig auch der Rückkehr zu bekannten Gesichtern. Neue Serie, neues Bike, neue Umgebung und neue Strecken. Doch seinen Teamchef Dirk Reissmann und auch Mechaniker Kai Grabner kennt Marvin bereits aus 2014er Zeiten im Leistungszentrum. Trotzdem bleibt die Frage: Wird er die Zeit bekommen, die er als Neuling und jüngster Fahrer im Feld benötigt? Das Team jedenfalls hat klare Vorstellungen und will seine Fahrer schon beim Heimrennen am Sachsenring unter den Top fünf sehen.

 

Während die Saison in vollem Gange ist und alle schon auf das Heimrennenden fiebern, interessiert uns noch der Mensch Marvin. Was macht er gerne und wie bereitet er sich schon heute auf seine Rennen vor? „Für mich ist Fitness sehr, sehr wichtig“ erzählt er uns. Jeden Tag macht er etwas, hat einmal die Woche sogar ein spezielles Fitnesstraining unter professioneller Anleitung im Leistungszentrum am Sachsenring. Daneben spielt er Fußball. Nicht nur als Training, sondern auch in der Mannschaft bei Punktspielen, sofern es sich mit dem Motorrad fahren vereinbaren lässt.

 

Und wie klappt das alles mit der Schule? „Bislang gut“, sagt Marvin. Für die Rennwochenenden gibt es eine spezielle Vereinbarung mit der Schule. Er wird freigestellt, muss den Unterrichtsstoff aber nachholen. „Sport ist mein Lieblingsfach. Aber auch Mathe und Informatik machen mir großen Spaß. Solange es mit den Noten klappt, gibt es für das Motorrad fahren keine Schwierigkeiten“ berichtet er weiter.

 

Hat er auch Vorbilder oder schaut sich bei den MotoGP Stars wie Valentino Rossi und Co. etwas ab? Ja. 2017 ist er ganz begeistert von Johann Zarco. Seine Umstellung von der Moto2 auf die MotoGP findet er „ganz stark“. Aber Marvin achtet auch auf die Linienwahl der Fahrer und ihren Fahrstil. Ein bisschen was hat er sich bei Marc Marquez schon abgeschaut, der für sein Kurven sliden bekannt ist. „Marquez nutz viel die Hinterradbremse und kann so viel später bremsen“ hat Marvin festgestellt. „Ich habe es auch schon probiert und mittlerweile klappt es schon ganz gut“.

 

Das Talent eines Marc Marquez hat Marvin Siebdrath vielleicht nicht. Aber seinen Ehrgeiz und seinen Willen auf jeden Fall. Papa Sören meint jedenfalls, „dass der Ehrgeiz ihm manchmal ein bisschen im Weg steht. Da will er manchmal zu schnell zu viel“.

 

Das Ziel ist für Marvin jedenfalls schon jetzt ganz klar: „Ich will in die WM“. Doch der Weg ist bis dahin noch weit. Erst einmal zählt das hier und jetzt und das heißt 2017 ADAC Northern Europe Cup.

(Markus Kahl)

Mehr über Marvin Siebdrath auf seiner Homepage.

Mehr über den ADAC Northern Europe Cup auf deren Webseite.


Deutschland fehlt der Motorrad Rennsportnachwuchs. Ein Problem, mit dem viele „Randsportarten“ zu kämpfen haben. Aber es gibt sie natürlich, die Kinder und Jugendlichen, die den Motorradsport mit Leidenschaft betreiben. Sie haben große Ziele, Träume. Doch wo wird der Weg sie hinführen?

 

Diese Frage haben wir uns auch gestellt und deshalb beschlossen: Wir finden es einfach heraus. Ab sofort werden wir Motorradsport Nachwuchs in dieser Rubrik begleiten. Nicht ein Rennen, nicht zwei Rennen, sondern sehr viel länger. Vielleicht ein Jahr, vielleicht auch mehrere Jahre. Wir wollen immer wieder zeigen wo sie stehen, wie sie sich entwickeln und wo Hindernisse auftreten.

 

Die jungen Wilden. Der Motorradsport Nachwuchs bei Motosports24.

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